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Vegane Kleidung Täschchen aus Kakteen

Kroko-Tasche war gestern: Unternehmer aus Mexiko wollen den Markt für vegane Textilien aufmischen - mit Kaktusleder.
Die zwei Unternehmer Adrián López und Marte Cázarez: "Am Anfang haben uns viele Leute für verrückt gehalten, selbst unsere Ingenieure"

Die zwei Unternehmer Adrián López und Marte Cázarez: "Am Anfang haben uns viele Leute für verrückt gehalten, selbst unsere Ingenieure"

Foto: DESSERTO

Unverwüstlich, atmungsaktiv und edel: Leder ist nach der Baumwolle der wohl beliebteste Naturrohstoff der Modeindustrie. Doch für die Herstellung von Taschen, Hosen, Jacken und Schuhen müssen Tiere oft unter qualvollen Bedingungen ihr Leben lassen. Umweltschützer bemängeln außerdem, dass beim Gerben gefährliche Chemikalien wie Chrom eingesetzt werden.

Zwei Mexikaner wollen nun eine rein pflanzliche Alternative entwickelt haben: Ein Bioleder aus Kaktus. Es sei atmungsaktiv und widerstandsfähig wie echtes Leder und könne zu Portemonnaies, Gürteln und Kleidung verarbeitet werden. Allerdings sei die Haltbarkeit der veganen Alternative auf nur etwa zehn Jahre begrenzt.

Sonst verwendete Lederimitate aus Kunststoff haben ebenfalls ihre Nachteile, denn bei der Herstellung werden Trägermaterialien mit Kunststoff eingesetzt. Wenn Kunstleder-Textilien ausgedient haben, können so schädliche Stoffe in die Umwelt gelangen.

Laut dem Start-up aus Guadalajara  ist das neue Kaktus-Produkt nicht nur umweltfreundlich, weil es ohne Kunststoffe auskommt, sondern auch besonders nachhaltig. Denn der Nopal-Kaktus, aus dem das Material hergestellt wird, braucht zum Wachsen nur sehr wenig Wasser und lässt sich an vielen Orten Mexikos anpflanzen.

Die Nutzpflanze, deren Name aus der aztekischen Sprache stammt, hat seit Jahrhunderten vielfältige Anwendungsbereiche. Kaktusfeigen und die jungen Pflanzentriebe sind in der mexikanischen Küche beliebte Zutaten für Salate oder andere Gerichte. Zudem wird das Gewächs als Futtermittel in der Landwirtschaft kultiviert. Jährlich werden allein in Mexiko Tausende Tonnen Nopal geerntet.

Lederimitat aus Nopal-Kaktus

Lederimitat aus Nopal-Kaktus

Foto: DESSERTO

Aus den Fasern lässt sich aber auch Gewebe herstellen. Vor drei Jahren entwickelte ein mexikanisches Team der Universidad Aeronáutica aus Querétaro aus der Rinde der Pflanze ein Fasermaterial, das sich in Kombination mit der schleimigen Pflanzencellulose der Kakteen und Epoxidharz zu einem festen Verbundwerkstoff formen ließ. Das Herstellungsverfahren ist ähnlich wie bei Kohlenstofffasern.

Für das Leder aus dem Kaktus arbeiten die beiden Entwickler Adrián López und Marte Cázarez mit einem Trägermaterial aus Baumwolle, auf das die Nopalfasern aufgebracht werden. Die beiden tüftelten so lange, bis sie ein Material entwickelt hatten, das Leder ähnelte. "Am Anfang haben uns viele Leute für verrückt gehalten, selbst unsere Ingenieure", sagten die beiden laut einem Bericht der mexikanischen Zeitung "El Heraldo de México". 

Vergleichbare Entwicklungen, bei denen lederähnliche Stoffe aus Apfelresten oder aus Ananasfasern  verwendet werden, haben López und Cázarez inspiriert, heißt es. Das deutsche Modeunternehmen Hugo Boss bietet seit einiger Zeit vegane Turnschuhe aus Ananasfasern an.

Günstig dürfte ein Kaktus-Täschchen aber nicht werden. Pro Meter soll das Kaktusleder ungefähr 25 US-Dollar kosten. Kunstleder ist deutlich günstiger, der Meter ist schon unter einem Euro zu haben. Zudem muss die Modewelt auf die ersten Kaktusleder-Podukte noch warten. Denn in die Produktion wollen López und Cázarez mit ihrem Unternehmen nicht einsteigen, sondern nur das Material liefern.

joe